Andre Länder – Andre Sitten
Daß Reisen bildet, ist eine gesicherte Erkenntnis, die sich bis ins Gemeindeleben bewahrheitet. So kann ich eine Erfahrung meiner Tochter mitteilen, die seit gut einem Jahr mit ihrem Mann und den zweijährigen Zwillingen in London-Fulham lebt.
Sie ist dort in Kontakt mit der Ortsgemeinde gekommen, deren intensive Jugendarbeit ihr auffiel und sie ansprach. So wird jeden Freitagvormittag „For Mothers and Beginners“ der Kirchsaal ausgeräumt und ein großer Spielplatz geschaffen, der rege genutzt wird, Es wird gebaut gesungen und getanzt, Keks und Wasser inclusive. Da immer ausreichend Mütter und Babysitter für Beaufsichtigung sorgen, können Interessierte sich im Nebenraum zu einem Gesprächskreis treffen. Um jederzeit Mütter und ihre Kinder wieder zusammenbringen zu können, tragen die Kinder auf dem Rücken einen Zettel mit ihrem Namen und der Mobilnummer der Mutter. Eine sehr pragmatische Lösung. Zu einem anderen Termin am Spätnachmittag findet vergleichbares für Väter und ihre Kinder statt.
Der auf diese Weise zu der Gemeinde gewachsene Kontakt, wurde in jüngster Vergangenheit um ein weiteres Highlight ergänzt. Nach der Geburt ihres dritten Kindes wurde meine Tochter von einem Gemeindeglied angesprochen und befragt, wann sie denn mit der Essensbelieferung beginnen sollten. So erfuhr meine überraschte Tochter, daß nach einer Geburt die erweiterte Familie drei Wochen lang täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt wird. Sehr gerne hat meine Tochter, nach Ablauf der dreiwöchigen Elternzeit des Vaters, von diesem Angebot Gebrauch gemacht, das sich als echte Hilfe und Erleichterung erwiesen hat. Der Ablauf ist folgender: Am Vorabend wird die Familie von einem Gemeindeglied angerufen und ein „Menuevorschlag“ unterbreitet, in der Regel Eintopfgerichte, Tartes oder Aufläufe. So wird ein Gericht gefunden, das der ganzen Familie schmeckt. Gegen Abend wird das fertig zubereitete Essen von der Köchin vorbeigebracht.
So lernte meine Tochter und Familie eine ganze Reihe von engagierten Gemeindgliedern persönlich kennen, denn natürlich gibt es auch immer einen small talk. Da es sich häufig selbst um junge Mütter handelte, ergaben sich auch für die Zwillinge neue Kontakte zu anderen Kindern, die man nachmittags auf den örtlichen Spielplätzen wiedertrifft.
Eine echte win-win Situation.
Rolf Hegemann

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