Meine Eltern waren nicht gläubig. Besonders mein Vater war der Ansicht: Wie kann Gott das zulassen? Beide sind im Krieg aufgewachsen und hatten harte Nachkriegsjahre hinter sich.

Auch Verbrechen und Naturkatastrophen machten beide immer wieder fassungslos.

Sie beschlossen, mich nicht zu taufen, sondern irgendwann selbst meinen Weg zu wählen und eine Entscheidung zu treffen. Da die nächstgelegene Grundschule eine katholische war, wollte ich unbedingt mit meinen Klassenkamerad*innen zur Kommunion und auch ein weißes Kleid und auch in eine Elternvorbereitungsgruppe. Kurz vor der Kommunion wurde ich also katholisch getauft.

Jedoch störte mich bereits kurz nach der Kommunion die starre Liturgie. Vor allem Haltungen wie das Verbot der Pille sogar in Ländern, in denen viele Kinder gar nicht ernährt werden können und qualvoll verhungern müssen und das Zölibat. Schon lange vor den Berichten über Missbrauchsfälle in den Medien war mir klar, dass so etwas für niemand gut ist. Ich trat also bereits vor der Firmung aus der Kirche aus.

Trotzdem glaubte und glaube ich an Gott. Er ist für mich da, überall, zu jeder Zeit – dafür, so dachte ich damals, muss ich nicht Mitglied in einer Kirche sein.

Als meine Kinder geboren wurden, stand fest, dass sie evangelisch getauft werden sollen. Aktiv setzte ich mich mit der evangelischen Kirche erst dann auseinander, als mein Ältester die Einladung zum Konfirmationsunterricht erhielt. Ich fand in der Friedenskirchengemeinde einen neuen Ankerort und ein engagiertes und sympathisches Pfarrteam, das jede Unterstützung verdient und auch viele freundliche, hilfsbereite Menschen, in deren Gesellschaft ich mich während Gottesdiensten und vielen anderen Veranstaltungen und Treffen einfach wohl fühle. Also trat ich mit Bedacht in die Evangelische Kirche ein.

Heute schaue ich auf einige Jahre Engagement im Presbyter- und Lektorenamt sowie im ehrenamtlichen Küsterdienst im Paul-Schneider-Haus und bin froh, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dieses Engagement, Hilfsbereitschaft und gute Gesellschaft zurückzugeben und zu unterstützen.

Ramona Feige

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